Heute wird in Deutschland zum ersten Mal der Veteranentag begangen. Für mich als gedienten Soldaten ist die Bedeutung unserer Truppe nichts, was erst durch einen offiziellen Gedenktag ins Bewusstsein gerufen werden müsste. Dennoch ist dieser Schritt grundsätzlich zu begrüßen – als ein längst überfälliges Zeichen der Anerkennung für den Dienst unserer Soldaten. Doch leider sind sowohl Anlass als auch die gewählte Form diesem Anliegen nicht angemessen.
Als ich 2004 meinen Dienst begann, hieß es bereits, Deutschland werde am Hindukusch verteidigt. Die USA führten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ihren globalen Krieg gegen den Terror, und Deutschland beteiligte sich insbesondere am Einsatz in Afghanistan. Ich war gerne Soldat und habe meinen Dienst stets mit Stolz und Hochachtung gegenüber der Tradition der Truppe, meinen Kameraden und den mir unterstellten Soldaten geleistet. Dennoch entschied ich mich 2011, die Bundeswehr zu verlassen – nicht aus mangelnder Überzeugung, sondern weil ich mein Leben nicht für US-amerikanische Interessen am anderen Ende der Welt riskieren wollte. Schon damals wurde Deutschland nicht am Hindukusch verteidigt – und auch heute wird es nicht in der Ukraine verteidigt.
In diesem Licht muss auch der neu eingeführte Veteranentag betrachtet werden. Eine Regierung, die mit den Interessen des eigenen Volkes fremdelt, braucht neue Motivation für ihre militärischen Ambitionen – und neues „Kanonenfutter“. Kein Wunder also, dass gerade die Grünen den Veteranentag nun begrüßen. Ausgerechnet jene, die die Bundeswehr über Jahre hinweg aus dem öffentlichen Bewusstsein drängen wollten, inszenieren sich plötzlich als Unterstützer. Die Werbung für diesen Gedenktag spricht Bände: Auf der offiziellen Webseite werden »Geschichten, die bewegen« präsentiert. Der erste Beitrag stellt eine »Militärische Gleichstellungsbeauftragte« vor, überschrieben mit den Worten: »Hier kann ich einfach so sein, wie ich bin.« Das hat mit Soldatentum, mit Kampfbereitschaft und Wehrfähigkeit nichts zu tun.
Wer unseren Veteranen wirklich Respekt zollen will, braucht keine Hochglanzkampagnen – sondern Stille, Würde und Ehrlichkeit.
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